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Dark Sky und Lichtverschmutzung

„Lichtplaner haben eine besondere Verantwortung“

Fauna und Flora geraten durch nächtliches Kunstlicht unter Druck – und auch die Sterne sind längst nicht mehr überall am Nachthimmel zu sehen. Emlyn Etienne Goronczy ist Lichtplaner bei Studio DL, einem europaweit erfolgreichen Planungsbüro mit Niederlassungen in Hannover, Stuttgart, Amsterdam und Warschau. Zu seinen Spezialgebieten zählt die Prävention von Lichtverschmutzung. Sein Fachwissen hat er unter anderem als Referent der TRILUX Akademie mit uns geteilt. Für alle, die nicht dabei waren, haben wir noch einmal nachgefragt.

Warum ist es wichtig, die Lichtverschmutzung in der Lichtplanung zu berücksichtigen?

Lichtverschmutzung ist heute ein wichtiges gesellschaftliches Thema. Sie kann zum Beispiel die menschliche Gesundheit beeinträchtigen, etwa durch eine Störung des natürlichen Biorhythmus. Allerdings können Menschen die Lichtdosis selbst bestimmen und sich so in gewissem Maße vor zu viel Licht schützen. Außerdem haben Aktivitäten am Abend wie Fernsehen oder Sport einen größeren Einfluss auf den Biorhythmus des Menschen als die Außenbeleuchtung.

Emlyn Etienne Goronczy, Lichtplaner

Im Gegensatz zu uns haben es Tiere dagegen schwer, sich dem nächtlichen Licht zu entziehen. Dabei sind viele Tierarten auf die natürliche Dunkelheit angewiesen, sei es zur Orientierung (am Sternenhimmel), zur Nahrungssuche oder zur Fortpflanzung. Künstliches Licht kann diese Aktivitäten stören und letztlich zu einem Rückgang der jeweiligen Populationen führen. Das macht den Einfluss einer schlecht geplanten Beleuchtung in der Nacht dramatischer. Entsprechend hat man als Lichtplaner im Außenraum eine besondere Verantwortung.

Die Treiber sind also hauptsächlich ökologischer Natur?

Nein keineswegs, es gibt auch starke ökonomische Anreize. In den USA werden jährlich etwa 120 Terawatt-Stunden für die Außenbeleuchtung verbraucht. Rund die Hälfte davon könnte mit einer besseren Lichtplanung bzw. -steuerung eingespart werden. Das entspricht einem Einsparpotenzial von etwa 21 Millionen Tonnen CO2 bzw. 3,3 Milliarden Dollar pro Jahr, die anderweitig investiert werden könnten. In deutschen Städten und Gemeinden ist dies ähnlich, jedoch natürlich in einem anderen Maßstab.

Gibt es Leuchten-Typen, die Sie zum Schutz des Nachhimmels empfehlen?

Das lässt sich nicht pauschal, sondern immer nur projektspezifisch beantworten. Bei einer Landstraße ohne Fassaden an den Straßenseiten fehlen die vertikalen Absorptionsflächen. In diesem Fall kann eine Full Cut Off Leuchte (ULOR 0 Leuchten), die präzise gerichtetes Licht ausschließlich auf die Fahrbahn bringt, die richtige Lösung sein. Für eine urbane Umgebung, in der auch vertikale Beleuchtungsstärken für die Gesichtserkennung (für das Sicherheitsgefühl, die Aufenthaltsqualität usw.) benötigt werden, wäre dies wiederum der falsche Weg. Grundsätzlich halte ich möglichst niedrige Beleuchtungsstärken und steuerbare und dimmbare Leuchten für wichtig. Lichtmanagement ist in diesem Sinn ein zentraler Baustein, um die Dark Sky Ziele zu erreichen.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die ideale Balance zwischen Sicherheit durch Beleuchtung und dem Schutz des nächtlichen Himmels aus?

Auch hier gibt es keine allgemeingültige Blaupause. Eine gute Beleuchtung wird immer ortsspezifisch und interdisziplinär geplant. Zu Beginn werden die gebietsspezifischen Projektanforderungen definiert. Dazu zählen die Bedürfnisse der Gesellschaft, etwa das Sicherheitsgefühl und die Aufenthaltsqualität, ebenso wie die Bedürfnisse des Ökosystems. Anschließend kommt es zu einer interdisziplinären Analyse des Ortes durch Architekten, Stadtplaner, Biologen und Lichtplaner. Sie gewichten die verschiedenen Bedürfnisse und balancieren sie projektspezifisch aus. Deshalb ist das Ergebnis immer ein Kompromiss.

Die Sanierung der kommunalen Außenbeleuchtung drängt. Worauf sollten Städte und Gemeinden achten?

Am wichtigsten ist es, nicht in Panik oder Aktionismus zu verfallen. Die Projektverantwortlichen sollten im ersten Schritt professionellen Rat einholen. Empfehlenswert ist ein Planungsteam aus einem Lichtplaner, einem Biologen und einem Leuchtenhersteller. Sie können gemeinsam die Produktlösungen auswählen bzw. entwickeln, die den Anforderungen des Projekts entsprechen. Pauschale Lösungen oder Empfehlungen sind mit Vorsicht zu betrachten und können unter Umständen mehr schaden als nützen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Praxisbeispiel TRILUX

Stadtquartier Sonnenbrunnen mit dunklem Himmel

Die Stadt Heilbronn suchte für das Quartier Sonnenbrunnen eine maßgeschneiderte Außenbeleuchtungslösung, um die Energiekosten zu reduzieren und gleichzeitig die Licht- und damit auch die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Die Beleuchtungsanforderungen waren ausgesprochen vielseitig – gewünscht wurde maßgeschneidertes Licht für Straßen und Fußgängerüberwege ebenso wie für Plätze und Fußwege sowie für eine Parkanlage. Ein wichtiger Beitrag für einen klaren Blick auf die Sterne: Zum Einsatz kommen ausschließlich Leuchten, die keinen oder lediglich einen sehr geringen Lichtstrom nach oben abgeben, z. B. unsere Lumega IQ 70 und Viatana Mastleuchten.

Für optimale Sehverhältnisse wurde die Lichttechnik jedes Lichtpunktes perfekt an das individuelle Einsatzgebiet angepasst.

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Redaktion
Kristin Habbel
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